Kindertransport
Kindertransport
Hiermit biete ich die Veröffentlichung des Bühnenskripts „Kindertransport“ an, das von mir in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern einer 10. Klasse des Neuen Gymnasiums Glienicke verfasst wurde. Das Stück thematisiert die Judenpogrome 1938 sowie die Rettung von jüdischen und christlichen Kindern nach England vor dem Hintergrund des Holocaust. Es wendet sich an alle interessierten Kolleginnen und Kollegen der Fächer Darstellendes Spiel, Kunst, Musik, Geschichte, Ethik und Politische Bildung. Sie haben die Möglichkeit, das Theaterstück in Gänze oder in Teilen /Szenen für den Unterricht zu nutzen.
Gerne können Sie hierzu über das Kontaktformular anfragen.
Anlässlich einer Gedenkveranstaltung am 20. Januar 2014 zur 75jährigen Erinnerung an die Kindertransporte im Roten Rathaus Berlin ist es der Vorsitzenden der Organisation Kindertransporte Deutschland e.V., Frau Lisa Bechner, zu verdanken, dass die DS-Klasse 10 des Neuen Gymnasiums Glienicke einige Szenen aus dem Schultheaterstück „Kindertransport“ vor etlichen Zeitzeugen dort vorführen durfte. Musikalisch begleitet wurden die Szenen von Herrn Wolfgang Oelke und seiner Musikgruppe. Die Tanzeinlage eines jüdischen Tanzes wurde von der Tanzlehrerin Ricarda Gaffling-Moustache choreografiert.
Nach drei Aufführungen am Neuen Gymnasium Glienicke im Mai 2014 gab es noch eine weitere, Berliner Aufführung, welche am Romain Rolland Gymnasium ebenfalls vor Zeitzeugen über die Bühne ging.
Historischer Hintergrund zum Stück
Der historische Kontext bezieht sich auf das Inferno der Juden in Deutschland nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, insbesondere nach dem 9. November 1938, der Reichspogromnacht. Jüdische Kinder wie diejenigen, die im Theaterstück vorkommen, gehörten zu den Ersten, die davon betroffen waren.
Das europäische Ausland war über die Zerstörung der Synagogen, die Misshandlung und Ermordung von Juden entsetzt. So hatte die Initiative der Vertreter der jüdischen Gemeinde in London beim englischen Premierminister Neville Chamberlain Erfolg, wenigstens die verfolgten Kinder aufzunehmen und in die Obhut englischer Pflegefamilien zu geben. Durch ein europäisches Netzwerk von Helfern wurden auf diese Weise ca. 12.000 jüdische und christliche Kinder bis zum Kriegsausbruch 1939 gerettet.
Sponsoren und Weiterentwicklung
Bei der Voraufführung im Roten Rathaus wurde die Landeszentrale für Politische Bildung auf das Stück aufmerksam und unterstützte fortan das Projekt mit 700,- Euro für Kostümwesten. Diese wurden von der Nordbahn gGmbH genäht, welche auch etliche Bühnenrequisiten anfertigte und diese dem NGG kostenlos zur Verfügung stellte.
Für das Gesamtprojekt „Kindertransport“ am Neuen Gymnasium Glienicke übernahm der Bürgermeister, Herr Dr. Wolfgang Oberlack, die Schirmherrschaft, während die Hauptfinanzierung des Theaterprojekts vom Förderkreis des NGG und seiner Vorsitzenden, Frau Dagmar Crasemann, getragen wurde.
Anlässlich einer Gedenkveranstaltung am 1.9.14 für die Kindertransporte , zu der die Belgische Botschaft in Berlin eingeladen hatte, durften unsere Theaterschülerinnen den anwesenden Zeitzeugen Rosen überreichen und einen Teil der Moderation am Denkmal der Kindertransporte, welches durch den Künstler Frank Meisler gestaltet worden ist, am Bahnhof Friedrichstraße übernehmen.
ZDF Verfilmung mit Schülern
Durch die große Resonanz des Theaterstücks „Kindertransport“ in der Presse wurde der ZDF- Regisseur Ulrich Stoll auf die NGG-Theatertruppe aufmerksam und bot den Schülern/Schülerinnen an, in einer Fernseh-Dokumentation über den letzten Kindertransport 1939 mitzuwirken. Nachdem ihre Eltern zu diesem erneuten Projekt ihre Zustimmung gegeben hatten, erhielten 16 Schülerinnen und Schüler am 10.10.14 die Gelegenheit, in historischen Kostümen aus dem Adlershofer Requisitenfundus in Berlin-Schöneweide in alten Zügen als Kleindarsteller zu spielen. Die Dokumentation „Tomys letzte Reise- Kinderflucht aus Hitlers Reich“ wurde am 27 . Januar 2015 im ZDF ausgestrahlt. Herr Stoll kam am 28.1.15 persönlich ins Neue Gymnasium Gienicke und überreichte jedem Mitwirkenden/jeder Mitwirkenden eine DVD und Süßigkeiten. An den Förderkreis ging eine Spende des ZDF.
Fächerübergreifende Zusammenarbeit
Die Musikauswahl für die Inszenierung
Die Klangwelt der Jüdischen Musik reicht bis in das biblische Altertum. Klezmer ist eine traditionelle Musik der Juden, deren Entwicklung im 18./19. Jh. im jiddischsprachigen Osteuropa zur Entfaltung kam. Zahlreiche jüdische Ein- und Auswanderungswellen
schufen das Klangbild, dem wir bis heute in der Volks - und Kunstmusik begegnen. Klezmer ist die Festtagsmusik der jiddisch sprechenden Juden aus Osteuropa. Bekannt wurde sie im 19. Jh. Damals entstanden Klezmerkapellen, die von Ort zu Ort zogen. Bei Hochzeiten oder anderen jüdischen Festen sorgten diese Kapellen für gute Stimmung. Seit ca. 1881 entwickelt sich die Jüdische Musik in Israel aus dieser klanglichen Atmosphäre. Seit den 90er Jahren des 20.Jhs. hat Giora Feldman Klezmer in Deutschland bekannt gemacht. „ Ein Klezmer macht keine Musik, er singt und spricht durch sein Instrument. Er erzählt Geschichten, einfache, komplizierte, lustige, traurige und alle anderen", wie man aus der Quelle Wikipedia erfahren kann. Jüdische Themen wurden und werden bis in die Gegenwart mit Klezmer-Musik verbunden. Sie ist in unserem Musikverständnis weder Dur noch Moll, sondern leicht verändert „Harmonisch Moll". Besonders der übermäßige Tonschritt ist hier charakteristisch. Geige und später die Klarinette geben die Klangfarben. Klezmer Musik zwischen Lachen und Weinen in dieser Musik erinnert an den Geist des Judentums einerseits, andererseits sollte sie die ernste Thematik der Szenenfolge in dem Theaterstück beleben helfen. Klänge aus Odessa und einer Festtagsmusik kommen zu Gehör. Natürlich hörten Juden auch klassische Musik. Schulkinder kannten auch Lieder, wie „Bruder Jakob". Die Diplomatensprache war damals Französisch, und so wird es denn auch im Stück gesungen.
(Wolfgang Oelke)